Das behauptete ich vor meinem Urlaub in einem Interview mit einer netten Journalistin. Nun steht mein Zitat als Expertentipp in ihrem Artikel z.B. hier in der Süddeutschen. Was ich dort jedoch nicht verraten habe, ist:
WIE kann man sich auf ein Feedbackgespräch optimal vorbereiten?
Konstruktives Feedback ist eine wichtige Führungsaufgabe. Aber auch zwischen Kollegen, Geschäftspartnern, bei privaten Freunden oder in der Familie ist es sinnvoll, sich hin und wieder gegenseitig Rückmeldung zu geben. Denn sonst ist jeder darauf angewiesen, zu raten, wie sein Verhalten bei anderen ankommt. Außerdem kann man auf diese Weise Erwartungen abgleichen und die unterschiedlichen Blickwinkel nutzen, um sich gemeinsam weiterzuentwickeln.
Klare und ehrliche Worte sind allerdings auch häufig unangenehm, denn sie kratzen fast zwangsläufig am Selbstwertgefühl des Kritisierten. Mit der richtigen Vorbereitung steuern Sie sicher durch diese sensible Situation. Klären Sie vorab die wichtigsten Fragen:
MOTIVATION
Warum will ich Feedback geben?
Am Anfang steht die kritische Prüfung Ihrer Motivation:
Möchten Sie dem anderen wertvolle Informationen geben aus Ihrer Perspektive, um ihm zu ermöglichen etwas zu lernen, sich weiterzuentwickeln oder sein Verhalten zu verändern?
Dann gehen Sie einfach zur nächsten Frage weiter.
Wenn es allerdings eher um die Lösung von Konflikten geht, dann ist das Feedbackgespräch nicht die richtige Methode. Wenn Sie Ärger verspüren über das Verhalten des anderen, dann sortieren Sie Ihre Emotionen und Ihr Feedback vor dem Gespräch sorgfältig auseinander. Sonst können Sie nicht hilfreich sein.
Sie wollen gar nicht, müssen aber, weil das in ihrem Unternehmen so vorgesehen ist? Dann nutzen Sie doch trotzdem die Chance, dem anderen diese wertvollen Informationen zu geben. Und lesen Sie weiter.
ROLLE
Darf ich oder muss ich Feedback geben?
Als Führungskraft gehört konstruktive Rückmeldung zu Ihren Aufgaben. Das gilt auch für Eltern, die auf diese Weise die Entwicklung ihrer Kinder fördern. In diesen Fällen gilt: Sie dürfen nicht nur, sondern Sie müssen sogar. In allen anderen Fällen ist bei Feedback Vorsicht geboten, wenn nicht explizit darum gebeten wurde. Bieten Sie Ihre Rückmeldung an, wenn Sie das Gefühl haben, dass es nützlich sein könnte. Aber drängen Sie sich nicht auf – denn wenn Feedback nicht erwünscht ist, ist der Nutzen fraglich.
INHALT
Was ist eigentlich das Thema?
Machen Sie sich klar, worin genau Sie die Person unterstützen möchten und wo Sie Entwicklungspotenzial sehen. Dann konzentrieren Sie sich auf diejenigen Informationen, die ihrem Gesprächspartner bei seiner Lernkurve oder bei möglichen Veränderungen helfen können. Dabei nutzen konkrete Rückmeldungen zu speziellen Situationen deutlich mehr als generelle Aussagen. Wenn Sie das Feedback auf diese Weise inhaltlich vorbereiten, rücken Sie das Wichtige in den Fokus und überfrachten das Gespräch nicht mit Dingen, die vom Thema ablenken.
ACHTUNG
Wobei muss ich besonders aufpassen?
Die größten Fallen im Feedbackgespräch haben alle mit dem Thema Wertschätzung zu tun. Denn das ist der wichtigste Schlüssel, damit eine Rückmeldung angenommen und schließlich genutzt werden kann.
Feedback kann nur die subjektive Perspektive des Gebers offenlegen. Es ist wichtig, das im Gespräch deutlich zu machen. Wer den eigenen Blickwinkel als objektive „Wahrheit“ formuliert, greift den anderen in seiner Selbsteinschätzung an und drängt ihn in eine (nicht zielführende) Verteidigungsposition.
Feedback kann nur das Verhalten einer Person zum Inhalt haben. „Sie haben gestern die Kollegin nicht begrüßt.“ ist das, was wir beobachten und spiegeln können – und das, was der andere ändern kann. Wenn wir mit „Sie sind unsozial.“ die Person selbst bewerten, greifen wir sie nicht nur persönlich an, sondern sind auch nicht hilfreich, weil in dieser Feststellung keine Lösung steckt.
ORGANISATION
Was ist der richtige Rahmen?
Ein Gespräch, bei dem man auch negative Dinge anspricht, aber den anderen möglichst stärker machen will? Eine schwierige Aufgabe. Deshalb ist es besonders wichtig, dass auch die Rahmenbedingungen ein Gespräch auf Augenhöhe ermöglichen: vorankündigen statt überrumpeln, hektische Arbeitsphasen oder akute Problemlagen aussparen, unter vier Augen bleiben, Ablenkungen vermeiden, ausreichend Zeit einplanen, gleichberechtigte Sitzpositionen wählen usw. Einfacher ist es, wenn in ihrem Unternehmen bereits eine positive Feedback-Kultur herrscht. Bei einem Grundkonsens über den Nutzen und über die Form solcher Gespräche können die Beteiligten sich voll und ganz auf die konkreten Ziele und das Ergebnis konzentrieren.
WISSEN
Was muss ich sonst noch bei einem Feedbackgespräch beachten?
Dazu gibt es viele hilfreiche Ratgeber, in denen bewährte Grundregeln erklärt und typische Fehler aufgezeigt werden. Im Grunde muss man sich am Ende vor allem dieses merken: Gutes Feedback ist klar, konstruktiv und wertschätzend.
Konkret heißt das: „Sag deutlich was du meinst, lege den Fokus auf das Entwicklungspotenzial und denke immer daran, dass Du die Person vor Dir nicht kleiner, sondern größer machen willst.“
Alles andere ergibt sich aus dieser klaren Haltung.